Fragen an das UX-Team
Katharina und Tanja haben einige Fragen zu User Experience und dem Mehrwert für Mensch und Umwelt beantwortet. Die Antworten zu dieser und weiteren Fragen könnt ihr in unserem nachstehenden Interview erfahren.
1. Wie würdest du jemandem deinen Beruf erklären, der keinerlei Wissen in diesem Bereich hat?
Kurz gesagt: UX Designer gestalten (positive) Erlebnisse. Jede Produktinteraktion und jede Erfahrung mit einer Marke und oder Dienstleistung ist ein Erlebnis. Da ist es erstmal völlig egal, ob dieses Erlebnis bewusst gestaltet wurde. Von UX Design spricht man natürlich nur dann, wenn Erlebnisse bewusst gestaltet wurden. Sonst nennt man es einfach Zufall. 😉 Was man jetzt noch über UX Design wissen sollte, ist: Ein Erlebnis, das z.B. von einer Produktnutzung erzeugt wurde, wird nicht nur durch die reine Nutzung des Produkts, also die Interaktion selbst, geprägt. Erwartungen welche die Nutzer bereits vorher hatten, oder bestimmte Vorurteile und Wünsche, beeinflussen die Wahrnehmung stark. Darüber hinaus finden auch nach der eigentlichen Interaktion noch Prozesse statt (z.B. Filterprozesse), welche die zurückbleibende Erfahrung beeinflussen. Das erklärt auch, warum man als UX Designer eng mit anderen Disziplinen wie dem Support oder Marketing zusammenarbeiten sollte. Als Designer des (z.B.) digitalen Produktes kontrolliert man nur einen ganz bestimmten Touchpoint. Bei alledem spielen Bedürfnisse eine wichtige Rolle. Wir wissen, dass wir positive Erlebnisse erzielen können, wenn bestimmte psychologische Bedürfnisse erfüllt werden. Dazu gehört zum Beispiel das Bedürfnis nach Verbundenheit, welches beispielsweise in Sozialen Netzwerken eine wichtige Rolle spielt. Ein wichtiger Teilaspekt bei der Betrachtung von Produkten ist die Usability des Produktes. Und so spielt sie auch für uns UXler eine Rolle. Beim Usability Engineering geht es darum das Produkt so zu optimieren, dass der Nutzer damit seine Ziele möglichst gut (=effizient, effektiv, zufriedenstellend) erreichen kann. Aber dennoch ist es wichtig, dass man Usability Engineering nicht mit UX Design gleichsetzt. Man kann sagen, dass wir im UX „weiter oben“ ansetzen. Ein Beispiel: Das Telefon ist ein Tool, das unter anderem genutzt wird, um dem Bedürfnis nach Verbundenheit nachzugehen. Beim Usability Engineering versuchen wir, das Produkt Telefon so zu optimieren, dass es möglichst gebrauchstauglich ist. Im UX Design fragen wir uns vorher erstmal: Wird das Bedürfnis nach Verbundenheit vom Telefon vollständig erfüllt? Wie fühlt sich der Nutzer vor während und nach der Nutzung? Was sorgt generell dafür, dass man sich einander nahe fühlt und gäbe es andere Lösungen, die das stärker unterstützen würden?
Katharina • Leiterin Strategie & UX
Inzwischen erledigen Menschen ihre täglichen Aufgaben häufig mit einem Computer, einem Smartphone oder mit anderen technischen Geräten – sowohl im Arbeitskontext, als auch privat. Je nach Branche und Beruf nimmt die Interaktion zwischen Mensch und Maschine großen Raum ein – oder die Nutzung ist selten und sehr spezifisch. Wir alle kennen den Frust, den technische Geräte und unzureichende gestaltete Programme bei uns auslösen können. Als UX-Designer ist meine Aufgabe, diesen Frust gar nicht erst aufkommen zu lassen, sondern stattdessen positive Gefühle bei der Verwendung zu ermöglichen – bzw. zu planen. Denn wie Katharina schon beschrieben hatte, ist positive Erfahrung kein Zufall. Dazu braucht es Empathie für den Nutzer, seine Bedürfnisse und Ziele, die er mit einer Oberfläche oder einem Produkt verwirklichen will. Als UX-Designer oder -Researcher wenden wir Methoden und Techniken an, um genau das aus den Menschen heraus zu kitzeln: Was wünschen sich die Anwender von dem Produkt, auf welche Weise soll es sie bei der Arbeit unterstützen? Was möchten sie fühlen? User Experience fängt beim Menschen an, erst wenn wir ihn verstehen können wir Konzepte entwerfen und Produkte gestalten, die genau die Bedürfnisse erfüllen und positive Erfahrungen schenken.
Tanja • UX-Designerin
2. Beschreibe deine Zusammenarbeit mit der IT-Entwicklung!
Uns ist es extrem wichtig, dass wir nicht nur punktuell zusammenarbeiten bzw. Arbeit lediglich weiterreichen. Wir versuchen bei Codeatelier gemeinsam z.B. an Konzepten zu feilen, sodass wir so viele unterschiedliche Perspektiven und wertvolle Insights wie möglich in den Prozess einfließen lassen können. Und ich muss sagen, dass ich das sehr genieße weil ich einfavh unheimlich gerne mit Entwicklern arbeite und das irgendwie auch schon immer exzessiv getan habe. Besonders toll bei uns ist: Unsere Entwickler sind eigentlich alle sehr gut darin auch konzeptionell mitzudenken, sie sind größtenteils sogar ziemlich Design-affin und haben stets gutes Feedback und Input für uns parat. Daher wäre es wirklich schade, wenn man sie im Gestaltungsprozess (also auch in der Konzeption) nicht mit einbeziehen würde. Auf der anderen Seite ist es für uns unheimlich wichtig, dass auch wir von der Umsetzung so viel wie möglich verstehen. Deswegen ist es auch für uns essenziell, dass wir bei ihren Themen mit am Ball bleiben und möglichst viel von dem mitbekommen, womit sich unsere Entwickler täglich beschäftigen. Natürlich schaffen wir die Verknüpfung nicht immer in dem Maße, wie wir es uns wünschen würden – dafür sind wir einfach alle meist mit unsrem Tagesgeschäft zu eingespannt. Aber ich denke wir haben alle Lust, das weiter zu optimieren und auszubauen!
Katharina • Leiterin Strategie & UX
Ich arbeite sehr gerne mit Entwicklern zusammen, die oft die traumtänzerischen Ideen eines Designers mit der Realität abgleichen. In vielen Diskussionen konnten wir uns dann einer tollen Lösung annähern, die nutzerfreundlich, angenehm und dennoch mit einem angemessenen Aufwand umsetzbar ist. Für meine persönliche Arbeit ist es mir immens wichtig, dass beide Seiten während des gesamten Entwicklungsprozesses zusammen arbeiten und sich mit ihren Perspektiven gegenseitig bereichern können. An Codeatelier schätze ich besonders den großen Respekt, den man der jeweils anderen Disziplin entgegenbringt, wodurch auch eine tolle Arbeitsatmosphäre entsteht. Ich sehe Entwickler als zuverlässige Partner, die unsere Konzepte und Ideen Wirklichkeit werden lassen. Für mich ist das immer ein Stück weit Magie, und so möchte ich es ihnen durch meine Arbeitsweise gerne so einfach wie möglich machen zu zaubern ;) Das Thema der optimalen Zusammenarbeit zwischen Entwicklern und UX-Designern hat mich besonders im Rahmen meiner Bachelor-Thesis stark beschäftigt, und die Faszination lässt mich auch bis heute nicht mehr los. So freue ich mich auf jegliche zukünftige Zusammenarbeit mit den Entwicklern, um noch mehr zu lernen und direkt anzuwenden.
Tanja • UX-Designerin
3. Welchen Mehrwert siehst du in deinem Beruf als UX Designer:in, mit Blick auf die Zukunft und für andere Menschen?
Im UX Design dreht sich eigentlich alles um den Menschen. Kurz gesagt geht es darum positive Erlebnisse zu gestalten, indem man wichtige psychologische Bedürfnisse erfüllt. Daher ist es naheliegend, dass wir uns bei unserer Arbeit eigentlich die ganze Zeit direkt oder indirekt mit Menschen beschäftigen. Die Gebrauchstauglichkeit (Usability) ist dabei nur ein Teilaspekt. Aber natürlich dennoch sehr wichtig: Nutzer sollen ihre Ziele mit dem jeweiligen Produkt ja auch erreichen - und das nicht irgendwie sondern möglichst zufriedenstellend, schnell und reibungslos. Auch da ist der Mensch, also meist der Nutzer, das zentrale Element des Gestaltungsprozesses. Mir persönlich ist es außerdem sehr wichtig, dass wir den Blick weit genug fassen und eben nicht nur eine kleine (direkt betroffene) Nutzergruppe und auch nicht nur eine kurze Zeitspanne berücksichtigen. Dieses Denken versuche ich daher bei CA allgemein und natürlich speziell in meinem UX Team zu etablieren und zu einem Teil der Codeatelier Werte zu machen. Wir möchten möglichst viele Menschen nachhaltig positiv beeinflussen und sind deswegen ständig bemüht unsere Methoden dahingehend zu hinterfragen.
Katharina • Leiterin Strategie & UX
Als UX-Designern arbeite ich darauf hin, dass Nutzer ihr Ziel auf dem schnellsten und schönsten Wege erreichen können: Neben der reinen Effektivität und Effizienz ist mein Wunsch, dass Menschen eine positives Gefühl während der Nutzung eines Produkts erfahren. Das kann nur funktionieren, wenn der Mensch in jedem Konzeptions- und Designschritt in den Mittelpunkt gestellt wird. Der Anwender sollte sich in einem Produkt wiederfinden und idealerweise auch verstanden fühlen können. Den Nutzer und seine Bedürfnisse zu erkennen, sowie sich in die jeweilige Situation einzufühlen ist der Mehrwert, den alle UX-Designer und -Researcher leisten. In manchen Kontexten ist die Gestaltung von Interaktionen dazu noch mit einem besonderen Mehrwert verbunden: In der medizinischen Branche sind die Oberflächen der dort verwendeten Programme oft nicht intuitiv bedienbar, nur schwer leserlich oder erst nach speziellen Schulungen verständlich. Da es hier besonders um Sekunden bei lebensrettenden Maßnahmen, die allgemeine Effektivität der Kommunikation oder die sichere Anpassung von lebensrelevanten Parametern geht, können durchdachte Interaktionskonzepte einen immensen Mehrwert bringen. Dies ist auch die Motivation, durch die ich mich als UX-Designerin identifiziere: Ich möchte keine Shopping-App mit klug gestalteten Anreizen entwerfen, die Menschen zu einem höheren Konsumverhalten motivieren – ich möchte Produkte mit Sinn und Verstand gestalten, die einen nachhaltig positiven Einfluss auf Menschen und Gesellschaft besitzen.
Tanja • UX-Designerin